Limpopo Minenräumprojekt - Komplettbericht
Einsatzgebiet 1: Das Bild wurde zur Zeit der Überschwemmung im Jahr 2000 aufgenommen. Als wir in diesem Gebiet arbeiteten war das Wasser niedriger, als es auf diesem Foto zu sehen ist.
August 2001
Auszug aus dem Berichtes des Operationsleiters: Anfang des Jahres 2001 wurde die Mineräumumg des rechts zu sehenden Minefeldes fortgeführt. (Noteinsatzgebiet 1). Die Ferienzeit endete am 14.Januar und nach einigen Tagen des Trainings starteten die Operationen am 18, Januar 2001 .
Während der kurzen Ferienzeit war das Gelände wieder mit üppiger Vegetation zugewachsen . Diese Vegetation wurde entfernt und die Grenzen des geräumten Geländes wurden mit Gräben gekennzeichnet. Zur Qualitätskontrolle prüften die Hundestaffeln noch einmal das Gelände, keine weiteren Minen wurden dabei entdeckt. Das Gestrüpp auf dem Gelände, das während der Flutkatastrophe überschwemmt gewesen war, wurde niedergebrannt. So kann man dann in der späteren Trockenzeit herausgewaschen Minen leichter finden.
Es gibt viele zwingende Gründe, die Minenräumarbeiten aus Sicherheitsgründen zu unterbrechen. Sei es der Eisenbahnzug, der sechs Mal am tag vorbeifährt, oder seien es Menschen, die sich dem Gelände über Land oder das Wasser nähern.. Die Hauptstraße wurde während der Arbeiten mit schwerem Gerät gesperrt oder wenn Sprengungen durchgeführt werden mussten. An manchen Stellen nah am Fluss mussten sogar Wachen stationiert werden, die die hungrigen Flußkrokodile im Auge behielten…
Alle Dokumente, Daten und Karten dieser Operation wurden den nationalen Behörden zur Aufnahme in deren Datenbanksystem übergeben.
Die Standardisierung solcher Erhebungen ist sehr zu begrüssen, allerdings müssen wir feststellen, dass bis heute die Kriterien für unsere Art von Operationen, Boden- und Vegetationstypen darin noch sehr unvollständig erfasst sind.
Ende Januar begannen die Räumarbeiten im zweiten Noteinsatz-Areal, einige hundert Meter östlich vom ersten Einsatzgebiet, der Brücke über den Limpopo. Wir hatten durch dieses Minenfeld schon im Jahr 2000 eine Bresche geräumt, um der nationalen Eisenbahngesellschaft den behelfsmäßigen Wiederaufbau des Gleiskörpers möglich zu machen.
Weil nun dieses Areal nachhaltig wiederaufgebaut werden soll, kommen Arbeitskräfte und Bevölkerung aus der gesamten Region hier zusammen. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, zunächst diese Bresche zu verbreitern und dann zügig das gesamte Areal minfrei zu räumen.
Währen der ganzen diesjährigen Operationen am Limpopo wurden die MgM-Mineräumer immer wieder von der Bevölkerung gebeten Noteinsätze im Umland zur Räumung von verschieden Minen und gefährlichen Kampfmitteln durchzuführen
Warten auf ihre Sprengung: Jeden Tag findet und zerstört die MgM-Crew Minen wie diese so genannten Gyatas.
Juni 2002
Die Limpopo-Operation kommt voran! Mine um Mine wird gefunden….
Die MgM-Crew in Mosambik - Operationsleitung, Minenräumer, Hunde-und Maschinenführer - folgt nun einem einemgespielten Rhythmus. Die Erfolge der enormen Anstrengungen der letzten zwei Jahre werden sichtbar: Die Menschen der Region nutzen die wiedergewonnene Bewegungsfreiheit in den endlich wieder minenfreien Gebieten.
Die sozio-ökonomische Auswirkungen dieser auch von der Bundesregierung geförderten MgM-Mineräumoperation können jetzt schon kaum überschätzt werden.
Minenfelder zu Maisfeldern
Bevor MgM nach Maccarretane kam, war das ganze Gebiet verwildert und von hochgefährlichem - weil mit unsichtbaren Minen und Sprengfallen verseuchten - Buschwerk überwuchert. Inzwischen haben wir die Minenfelder in Maisfelder verwandelt. Gebiete, die seit 15 Jahren nicht mehr betreten werden konnten, sind nun wieder zugänglich. Endlich kann die lokale Bevölkerung ihre zur Selbstversorgung dringend nötigen Landwirtschaftsflächen in diese ehemaligen Todeszonen ausdehnen.
Warten auf die Ernte: Auf diesem ehemaligen Minenfeld am Fuß des Bahndammes wächst jetzt Mais.
Unglaubliches Wachstum
Hier sind wir auf einen der fruchtbarsten Böden gestossen, die wir jemals in unseren Operationen für die Rekultivierung vorbereiten konnten. An manchen Stellen wuchsen die Plflanzen einen Meter pro Woche! Sicher auch ein Nebeneffekt der durch die grosse Flutkatastrophe vor einigen Jahren angeschwemmten Sedimente. Dieses erstaunliche Pflanzenwachstum hat uns einige Probleme verursacht: Gräser und Buschwerk behinderten unsere Operation deutlich stärker als normalerweise.
Beton. Es kommt drauf an, was man draus macht
Durch die eindeutige Markierung der geräumten Flächen mit Betonklötzen, die präzise die Richtung und Distanz zur nächsten Markierung beschreiben, kann die Bevölkerung nun neue Maisfelder anlegen. Ohne dass der Tod unter der Erdoberfäche auf sie wartet. Die Pfeile nach oben und unten links zeigen in Richtung der vormals verminten Flächen.
Nebeneffekte
Einige unserer Minenräumgeräte sind offensichtlich durchaus dazu geeignet, die sowieso schon verblüffende Fruchbarkeit des Bodens weiter zu verstärken: Ein paar Maiskörner, die neben die Reihen gefallen sind, gingen auf einem Erdhügel auf, der von einem ROTAR-Minensiebprozess übrigblieb.
Unsere Sanitäter helfen regelmässig in den lokalen medizinischen Stationen aus.
Botschafter des guten Willens
Der Erfolg jeder humanitären Operation, die MgM durchführt, ist entscheidend davon abhängig, dass es gelingt, eine stabile Vertrauensbasis zur lokalen Bevölkerung aufzubauen. Die Unterstützung, die die MgM-Crews den Menschen in den minenbedrohten Regionen bei der Lebensmittelversorgung, im Gesundheits- und Bildungswesen zukommen lässt, wird immer dankbar angenommen.
Helfen, wo man kann
Obwohl wir dabei immer darauf achten müssen, keine parallelen Strukturen zum jeweiligen nationalen Gesundheitswesen zu entwickeln, zeigen doch unsere Unterstützungsmassnahmen für lokale Krankenstationen immer wieder positive Resultate. Unsere Sanitäter setzen dort, wo sie können, ihr KnowHow zur medizinischen Notversorgung der Bevölkerung oder bei Impfkampagnen gegen die hohe Kindersterblichkeit ein.
Die Unterstützung der lokalen Bevölkerung, insbesondere auch der Frauen, bedeutet Hilfe zur Selbsthilfe beim Wiederaufbau Mosambiks.
In Frieden investieren
Die Stärkung der lokalen Gemeinschaften ist Part aller MgM-Missionen und eine Investitition in einen dauernden Frieden in Mosambik. Einer der "Helden" bei diesem Teil unserer "inoffiziellen" Aufgaben ist der MgM-Sanitäter Jorge Nhampule. Sein freiwilliger und natürlich kostenloser medizinischer Rat ist hochgeschätzt, an manchen Tagen reisst der Strom der Mütter, die ihre Kinder in seine Sprechstunde bringen, kaum ab. Solche alltägliche Hilfe bilden das Fundament einer friedlichen Zukunft des Landes.
AIDS-Aufklärung
Neben den Minen ist AIDS die grosse Geissel des Kontinents. Ein anderer essenzieller Part unserer Sozialverantwortung ist deshalb eine eindringliche AIDS-Aufklärung unserer Mitarbeiter. Diese werden angehalten, das Gefahrenbewusstsein dann auch in die örtlichen Gemeinschaften zu tragen. Wir möchten den Menschen helfen, verantwortlich zu agieren, damit sie dann die Früchte des Friedens in Mosambik auch ernten können.
Für heute ist die Arbeit getan, die MgM-Crew verlässt die Minenfelder entlang des Bahndamms.
Es wurde viel erreicht
MgMs Arbeit an einer der wichtigsten Eisenbahnlinie Mosambiks zeigt jetzt schon viele erfreuliche Resultate. Wo immer die MgM-Minenräumer auftauchen, werden sie von freudigen Gesichtern begrüsst. Sie sind durch ihre lebensrettende Arbeit im ganzen Land hochangesehen. Viele der Jungen, die den MgM-Fahrzeugen auf dem Weg zu ihren Einsätzen zuwinken, wollen MgM-Minenräumer werden, wenn sie gross sind. Optimismus macht sich breit, wo immer die alten Todeszonen in Felder oder Viehweiden (oder auch mal in einen Fußballplatz für die Kinder) umgewandelt werden konnten.
Es bleibt viel zu tun
Das Projekt "Minenfreie Limpopo-Eisenbahn" verlangt noch viel und hohen Einsatz, viele Kilometer lang lauert links und rechts des Bahndamms immer noch der Tod. Aber mit der weiteren Unterstützung unserer privaten Spender in Europa und der Förderung durch die Bundesrepublik Deutschland kommt dieses ambitionierte humanitäre Großprojekt Tag für Tag seinem glücklichen Ende ein kleines Stück näher. Jeder minenfreie Meter, jedes gerettete Menschenleben zählt…
Seine Kraft und enorme Reichweite soll den Minenräumprozess sicherer machen - und schneller. Der Unidisk.
Oktober 2002
Mehr Minen am Limpopo
Es wird komplizierter als geplant. In den Minengürteln entlang der Limpopoeisenbahn liegen weit mehr Minen als erwartet. In völlig chaotischen Mustern.
Die Minengürtel an der Eisenbahnlinie von Monte Alto bis Mabalane im Limpopo Tal in Mosambik fordern den MgM-Teams alles ab. Seit zwei Jahren arbeiten die Männer nun in den schwierigen und von üppiger Vegetation überwucherten Gebieten links und rechts der Bahndämme. Es hat sich herausgestellt, dass den 'offiziellen' Angaben über die Arten und Verlegemuster der dort lauernden Minen nicht zu trauen ist. Immer wieder stoßen die Minenräumer auf Sprengfallen, die nicht in den Karten eingezeichnet sind, immer wieder verlaufen die Linien der Minengürtel anders als vermutet. Weil Hans Georg Krüssen, MgM- Direktor und Verantwortlicher für das Projekt, die Qualität der Räumung an höchste Stelle stellt, gibt es nur eine Lösung: Mehr schweres Gerät zur Vegetationsbeseitigung und zum mechanischen Minensieben einsetzen.
Jetzt kommt mit Unterstützung der amerikanischen Regierung ein so genannter Unidisk zum Einsatz. Ein modifizierter großer Caterpillar-Bagger, der für seinen Einsatz in Mosambik zusätzlich mit einer besonders großen ROTAR-Siebtrommel ausgerüstet wird. Mit seiner enormen Reichweite kann er dann, ohne laufend hin- und herzufahren, in das verminte Areal ('unsafe area') hineinreichen und in einem Arbeitsgang durch eine einfache Drehung seines Turmes das minenverseuchte Erdreich über sicherem Grund ('safe area') durchsieben. Krüssen sieht so die Möglichkeit, den Fortgang des schwierigen Projektes entscheidend zu beschleunigen - ohne Abstriche an die hohe Qualität der Minenräumung. Die makellose Unfallbilanz von MgM steht nicht zur Disposition: ('Failure is not an option!') Toi, Toi, Toi...
OPS-Leiter H.G. Kruessen macht sich mit der neuen Maschine vertraut.
Beeindruckende Größenverhältnisse: der Unidisk-Vegetationsschneider.
Eine deutliche Markierung der verseuchten Flächen rettet schon Leben.
September 2003
Deutliche Fortschritte am Limpopo
Die üppige Vegetation in den Minengürteln links und rechts der Limpopo-Eisenbahnlinie und die unregelmässigen Verlegemuster sind Ursache dafür, dass das von der deutschen Bundesregierung geförderte Limpopo-Minenräumprojekt lange Zeit nur schwerer vorankommen konnte als geplant. Jetzt geht's voran.
Dieses Jahr nun unterstützt zusätzlich auch die US-Regierung das MgM-Projekt mit der großzügigen Bereitstellung eines schweren Spezialgerätes zur Beseitigung der extrem dichten Vegetation. Zusätzlich hatte sich die US-Regierung im Rahmen der Felderprobung dieses Prototyps bereit erklärt, auf Wunsch von MgM eine besonders große ROTAR-Minensiebtrommel speziell für dieses Gerät anfertigen zu lassen. Per Schiff kam der tonnenschwere Unidisk über den Atlantik bis zur Ostküste Afrikas.
Nach einem ziemlich ereignisreichen Transport (dreimal platzten Reifen!) des schweren Minenräumgerätes vom Hafen der mosambikanischen Haupstadt Maputo ins Einsatzgebiet Monte Alto wurden der Unidisk und der Materialcontainer mit Ersatzteilen vom Tieflader abgeladen.
Die neue, nach MgM-Spezifikationen angefertigte, große Rotar-Siebtrommel konnte problemlos montiert werden. Doch zunächst kam ein anderes Werkzeug, der hydraulische Vegetationsschneider zu seinem ersten Einsatz.
Erste Aufgaben
In einem Gelände direkt gegenüber der Limpopo-Eisenbahnlinie und nicht weit von dem Hauptminenfeld entfernt machte sich das MgM-Team mit dem neuen Gerät vertraut. Eine vegetationsfreie, so genannte "confidence area" konnte in relativ kurzer Zeit in der Nähe des Operationsfeldes geschaffen werden. Die enorme Kraft und Reichweite des UNIDISK erstaunte und erfreute besonders Hans Georg Kruessen, MgM-Direktor und verantwortlicher Operationsleiter des Limpopo-Projektes: 24 000 Quadratmeter in nur 4 Stunden! So kann man der tropisch üppigen Vegetation in dem Minenfeld neben der Eisenbahnlinie, Haupthinderniss in diesem schwierigen Räumprojekt - endlich zügiger Herr werden!
Jetzt auf einmal geht es voran. Die immer mal auftretenden technischen Schwierigkeiten mit dem neuen Gerät konnten immer mit "Bordmitteln" und der Hilfe der erfahrenen MgM-Mechaniker gelöst werden.
Minenexplosion
Als während der Arbeit mit dem UNIDISK eine Antipersonenmine vom Typ Gyata (ca. 200 Gramm TNT) explodierte, führte das zu keinem erkennbaren Schaden. Die Explosion passierte in einem Gebiet gegenüber eines Wasserdurchlasses im Bahndamm, der von uns schon im letzten Jahr geräumt wurde. Dort hatten wir - in Übereinstimmung mit den Informationen, die uns von Kennern der lokalen Minensituation gegeben worden waren - einige Minen gefunden. Der neue Minenfund und andere, die unsere manuellen Minenräumteams jetzt in dieser Region fanden, müssen in der letzten Phase des Bürgerkriegs gelegt worden sein; ihr Zustand war deutlich besser als die der Minen, die wir in dem älteren Hauptminenfeld entlang der Gleise finden.
Nothilfe beim Brückenbau
Wie wertvoll der Einsatz des UniDisk für die Entminung der mosambikanischen Infrastruktur ist, zeigte sich auch bei mehreren Einsätzen rund um Brücken-Großbaustellen. Jede andere Methode als das Durchsieben des verdächtigen Bodens mit der Rotar-Trommel wäre zu gefahrlich gewesen. Wieder waren es die enorme Kraft und Reichweite des Gerätes, die den Stop der Brückenbauprojekte verhindern konnte.
Daten, Zahlen, Fakten
Einiges wurde in Mosambik in den 3 Jahren des Räumprojektes erreicht. Wie mühsam und zeitaufwändig jedoch humanitäres Minenräumen sein kann, zeigen einige Zahlen und Fakten aus dem Jahr 2002:
MgM hat trotz der widrigen Bedingungen in diesem Projekt viele Antipersonen- und Antigruppenminen aus dem Boden graben und unschädlich machen können. 232.441,5 qm verseuchtes Land konnten für die Menschen der Region wieder zugänglich gemacht werden. Aber nicht jedesmal, wenn der Metalldetektor sein typisches akustisches Signal gibt, ist es auch eine Mine. Insgesamt mussten die MgM-Minenräumer 73 734 (!) mal vorsichtig einem Minenverdacht nachgehen und mit der Minensuchnadel ein verdächtige Metallstück freigraben. 73 045 mal waren es eine leere Patronenhülse, ein Stück Draht, ein Coladosenverschluss. 689 mal waren es eine tödliche Antipersonen- oder eine Antigruppenmine, die alles tötet oder grausam verletzt, was sich im Umkreis von 50 Metern befindet.
Hier finden Sie einen Überblick über unser Mosambik-Archiv
MgM Operation Limpopo